Sonntag, 21. März 2010

schöne zeit: karen stuke





Passend zur Ausstellung „Linsenfrei – Der gedehnte Blick“, über die Kristina bereits geschrieben hat, hier ein detaillierter Hinweis auf die besonderen Photo-Arbeiten von Karen Stuke.

Eine Publikation zu einer Ausstellung vor drei Jahren fasst drei ihrer Konzepte zusammen: „Die Trilogie der schönen Zeit oder: Warten macht mir nichts aus“, an denen sie ausschließlich mit der Lochkamera arbeitet. Da wäre zum Einen ihre Arbeit „Opera Obscura“. Dabei entstehen Aufnahmen mit der Belichtungszeit der jeweiligen Opern-Vorstellung (also in etwa zwei bis vier Stunden). Das Bühnenbild und das Licht spielen hier die Hauptrolle, wo doch die Sänger und Sängerinnen durch ihre Bewegungen auf der Bühne zu schemenhaften Gestalten – wenn überhaupt – werden.



Zum Anderen arbeitet sie an besonderer Reisephotographie – in Städten auf der ganzen Welt montiert sie ihre Kamera an hohen Drehtürmen über Nacht und bietet dem Betrachter „City Lights – Lichter der Großstadt“ nach ihrer Art.



Besonders hervorheben möchte ich die Serie „Sleeping Sister“, worin sie über Jahre ihre Schwester auf gemeinsamen Reisen (?) über Nacht photographiert. Ort und Art des Schlafplatzes wechselt immer, doch das Hauptmotiv bleibt bestehen. Belichtungszeit je nach Dauer der Nacht.






Auf diese Bilder bin ich vor zwei Jahren gestoßen als ich selbst an einer ähnlichen Serie von Schlafbildern gearbeitet habe. Im Laufe einer Nacht habe ich in zweistündigen Belichtungsintervallen mich selbst portraitiert. Dazwischen geschlafen. Das hat gut funktioniert. Ein Jahr später folgte ein missglückter Versuch die Belichtungszeit auf die Dauer der Nacht auszudehnen. Das war allerdings auf 30 Tage in Folge geplant. Unregelmäßigkeiten der Aufnahmen waren das Ergebnis. Aufgrund des stärkeren Lichts in den späteren Stunden waren viele Bilder (Nächte auf Samstag und Sonntag) überbelichtet, wohingegen unter der Woche auf manchen Photos kaum etwas zu erkennen war. Dazu war es am frühen Morgen noch zu dunkel.




Zurück zu Karen Stuke – mehr über ihre Arbeiten in dem bereits oben genannten Ausstellungskatalog (Herausgeber Andreas Beaugrand), der ihre drei großen Serien in dem Zeitraum von 1998 bis 2007 verbindet (auch gute Texte über ihre Arbeit beinhaltet), auf ihrer Website oder auch auf der Website ihrer Theaterphotographie.




Abschließend und zusammenfassend ein Absatz aus dem Aufsatz „Cameraträume“ von Gottfried Jäger über ihre Arbeiten:
Die Fotografien von Karen Stuke geben vielfach Assoziationen Raum. Da ist zuerst das Licht, das eine wichtige Rolle spielt. Es lässt Szenarien erkennen, die sich im Dunkeln ereignen. Fotografien sind Lichtbilder. Licht ist die Essenz der Fotografie, ihr eigentliches Medium. Für Karen Stuke ist es aber nicht nur das, sondern auch ihr Gegenstand, wie sich zeigt. Dann sind ihre Fotografien vom Raum bestimmt. Sie nehmen Räume auf, und sie entstehen in ihnen. Man erblickt eine Bühne, ein Zimmer. Die Fotokamera selbst ist im Grunde nichts als ein dunkler Raum. Ein dritter Faktor, durch den ihre Bilder geprägt sind, ist die Bewegung. Sie erscheint flüchtig und wird nicht wie in der Momentfotografie ein einem ‚entscheidenden Augenblick’ erfasst, sondern ganzheitlich und mit zeitlicher Dauer. Dabei verschwimmen die Konturen der Gegenstände. Man erkennt Bewegungen, die sich nicht durch ein einzelnes bewegtes Objekt erschließen, sondern deren Elemente irgendwie rätselhaft bleiben, der Interpretation offen. Der genaue Zugriff darauf ist ausgeschlossen. Dafür entsteht ein Gefühl von Zeit, eine Ahnung von einem Zeitrahmen, in dem das Bild ursprünglich entstand. So weist es auf seinen Herstellungsprozess zurück und reflektiert sich selbst. Licht, Raum und Zeit sind die Koordinaten, in deren Schnittfeld die Fotoarbeiten von Karen Stuke entstehen.


Und was demnächst kommt:
Die Einzelausstellung OPERA OBSCURA
13.4.2010 - 5.7.2010
Gesellschaft für Musiktheater (Türkenstraße 19, 1090 Wien)

Die analoggang freut sich drauf!

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