Sonntag, 30. Januar 2011

ich möchte hier raus!

Birgit Jürgenssen, Ich möchte hier raus!, 1976

Ein persönlicher Kommentar zur ersten posthumen Ausstellung von Birgit Jürgenssen.

Die sehr umfangreiche Ausstellung, die derzeit im Bank Austria Kunstforum auf der Freyung läuft, ist die erste nach dem Tod der österreichischen Künstlerin Birgit Jürgenssen im Jahr 2003. Aus ihrem großen Nachlass werden bekannte wie unbekannte Arbeiten gezeigt, die einen groben Überblick über die mehr als dreißigjährige Schaffenszeit geben.

Als momentane Ausstellungsverweigerin war es schwer, diese nicht zu kritisieren. Ich bin Nicht-Kennerin ihres Gesamtwerkes und wollte einen chronologischen Ablauf der Exponate, um mir selbst einen schnellen Überblick zu verschaffen. So ist es allerdings nicht, die Arbeiten sind größtenteils thematisch (?) zusammengestellt. Und daher sind auch die Techniken, mit denen sie arbeitete, gemischt. Photo-Arbeiten und Zeichnungen und Objekte. Das war für mich sehr anstrengend, weil ich ihre Photo-Arbeiten sehr großartig finde, mich die Zeichnungen jedoch abstossen. Sie erinnern mich (natürlich nicht inhaltlich, sondern formal) an hässliche Kinderbuch-Illustrationen. Alptraum-Auslöser. Und die Objekte, allen voran die wunderbare „Hausfrauen-Küchenschürze“ aus dem Jahr 1975 sowie die interessanten Schuhmodelle, unterbrechen zwischendurch mit ihrem Humor. So entstand in mir eine nervöse Grundstimmung, die sich bis zum Museumsshop aufgestaute und mich zum Kauf einer Postkarte mit dem Hauptmotiv der Ausstellung „Ohne Titel (Selbst mit Fellchen)“ brachte.

Birgit Jürgenssen, Ohne Titel (Selbst mit Fellchen), 1974/77

Zu dieser Arbeit eine Anmerkung: Das Bild finde ich grundsätzlich ganz toll und ausgesprochen passend für die Werbeplakate: ist es doch eines der bekanntesten Werke von Birgit Jürgenssen. Was mich aber in der Ausstellung sehr störte, war eine leichte Form des „Ausschlachtens“ dieser Photographie. Nicht weniger als viermal ist es ausgestellt (vielleicht auch öfter?), und ich frage mich, ob nicht einmal gereicht hätte!? Oder zumindest bloß zweimal, weil es nämlich zusätzlich in eine größere Collage eingearbeitet ist.

Zur Nachbereitung half mir aber – und jetzt etwas Positives – ein neunminütiges Portrait über die Ausstellung selbst – dieses sei vor oder nach einem Besuch jedem ans Herz gelegt.

Das Video findet man HIER.


Zu guter Letzt: Selbst die Ausstellungsverweigerin in mir schätzt die Großzügigkeit der Räumlichkeiten im Kunstforum, der Besuch ist immer angenehm und daher ist es auch empfohlen, sich ein eigenes Bild dieser Ausstellung zu machen. Es lohnt sich.

Für andere Meinungen und Kommentare ist natürlich hier ebenso Platz!

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