Denjenigen, die sich momentan oder in Bälde in Hamburg aufhalten und auch Zeit haben und empfängnisbereit für einen guten Museumsbesuch sind, empfiehlt die analoggang eine ausgezeichnete Photoausstellung in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle. Derzeit läuft dort seit Mitte April bis 14.August 2011 „RONI HORN, PHOTOGRAPHIEN“, die erste Einzelausstellung der Künstlerin Roni Horn in Deutschland anlässlich der 5.Phototriennale Hamburg.
Die gebürtige New Yorkerin (*1955) lebt in New York und Island und zeigt im Rahmen dieser Ausstellung 11 Serien mit über 300 Arbeiten. Offensichtlich typisch für ihre Arbeit – laut Folder – „ist die Inszenierung des Themas der paarweisen Gegenüberstellung von Photos oder Objekten“, die sich tatsächlich durch alle Räume zieht. Zu Beginn gibt es großformatige Photos an den Wänden (jeweils zwei ähnliche nebeneinander), gegenüber eine lange Glasbank mit ihren „books“, die aufgeschlagen präsentiert werden (auch da jeweils zwei sehr ähnliche Bilder direkt nebeneinander). Motive dabei sind Gesichter, Quellenlandschaften oder auch Vögel. Die mögliche Frage, die sich dabei ein Betrachter stellt, könnte eine nach dem „Fehler“ im 2.Bild sein (Idee Suchbild) oder welches Bild „besser“ ist. Der Betrachter kann auswählen. Eine Aufgabe, die einem Photographen oft nicht leicht fällt... Die Kulmination erfährt diese doppelte Form in der Serie „This is Me, This is You“, entstanden 1998-2000, bei der 96 Photos durch eine Wand getrennt in einem klaren Raster gehängt sind. Die eine Hälfte bezieht sich auf die andere, ist das zum Beispiel erste Bild oben links das entsprechende Pendant zum ersten Bild oben links des 2.Raumes. Steht man also in der Mitte – vor einem die trennende Wand – kann man jedes Bild mit seinem Gegenstück betrachten. Eine sehr ansprechende und erzählende Serie (auch motivbezogen!).
Copyright links Stefan Altenburger. Copyright rechts Roni Horn.
Wunderschön ist die Serie „You are the Weather“ (1994-96): „insgesamt 100 Close-ups vom Gesicht einer jungen Frau, die in den heißen Quellen auf Island badet. Vor dem Hintergrund des strahlend blauen Wassers entwickeln die Portraits eine außergewöhnliche Präsenz, der sich der Betrachter nicht entziehen kann.“. Die eher kleinformatigen Farb- und Schwarz/Weiß-Bilder sind in Augenhöhe in einer Linie in ganzen Raum gehängt – beim Durchgehen spürt man den Stimmungswandel der Portraitierten leise und die feinen Unterschiede all dieser 100 Photos werden plötzlich sehr deutlich, wenn man sich bloß auf ein Sujet konzentriert.
Copyright der ersten 3 Photos Matthew Marks.
Eine weitere – auch wieder durch die Hängung - beeindruckende Serie ist „a.k.a.“ (2008-09). Eine Selbstportrait-Serie, wo Jugendbilder der Künstlerin mit aktuellen Photos von ihr gezeigt werden. Auch da sind die Bilder wieder paarweise gehängt und verbinden sich ebenso wie die Anderen. Anders als die übrigen Paare sind diese nicht zur gleichen Zeit entstanden, sondern oft 20-30 Jahre später, und doch spürt der Betrachter, dass sie ausgezeichnet zueinander passen – manchmal ist es der gleiche Blick, manchmal eine Haltung oder ein Lächeln von Roni Horn, das ihre Photopaare zusammen hält.
Eine Empfehlung der analoggang!
Dieser Beitrag wird der Kunsthalle gut getan haben. Ich selber bin vorläufig extrem reserviert gegenüber diesen Sachen - und die Hamburger Begleittexte können dem null abhelfen (dazu mein blog). Äußerst verdächtig erscheint mir auch, dass die Künstlerin so zahl- & wortreiche Selbstkommentare und -Erläuterungen von sich gibt.
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